Steinblüten, Marmogentiana cruciata

Unabdingbarer Bestandteil jeder voralpenländischen Steinblütensammlung sind natürlich die Enziangewächse, die hier zu den gefährdeten Arten gehören.

Da die meisten alpenländischen Enziane über fünf Blütenblätter verfügen, ich mir aber für den Enzian einen kleinen Steinblock ausgesucht hatte, der maximal vier Blätter zuließ, musste ich etwas suchen, bevor ich fündig wurde.

Schließlich fand ich mit dem Kreuz-Enzian aber die passende Vorlage.

Das Verbreitungsgebiet des Kreuz-Enzians umfasst Europa (mit Ausnahme von Portugal, Großbritannien und Skandinavien) und Westasien.

In Deutschland kommt er zerstreut im zentralen Neckarbecken, in der Schwäbischen Alb, Frankenalb, Fränkischen Schweiz, im zentralen Thüringen, in Mainfranken, sehr zerstreut in den Alpen, im Alpenvorland, in Niederbayern, selten im Weserbergland, im nördlichen Mittelgebirge, nordöstlichen Brandenburg vor.

In den Allgäuer Alpen steigt er auf der Gehrenalpe bis zu einer Höhenlage von 1700 Metern auf.

Im Mittelalter war diese Art besonders begehrt und wurde zum Erlösungssymbol, da die Blattpaare, die Blütenkrone, Stängel- und Wurzelmark kreuzförmig sind, darauf beziehen sich auch die Trivialnamen.

 

Eine ungarische Sage rankt sich um diese Pflanzenart.

Im Heer von König Ladislaus dem Heiligen war die Pest ausgebrochen. Im Traum erschien dem König ein Engel, der ihm befahl, einen Pfeil in die Luft zu schießen. Das Kraut, auf den der Pfeil fallen werde, würde die kranken Soldaten heilen.

Am nächsten Morgen fiel der Pfeil auf den Kreuz-Enzian und so entstand der ungarische Name für diese Pflanzenart: Szent-Lászlo-Kiraly-füre (Kraut des heiligen Königs Ladislaus).

 

Vielleicht sollte man den Dreh mit dem Pfeil als Hinweisgeber mal bei der Suche nach einem Mittel gegen das neue Coronavius ausprobieren.

 

Kreuzenzian-Ameisenbläuling © Carsten Siegel

Bei der Recherche zu meinen Steinblüten stoße ich immer wieder auf Kurioses, so auch hier.

Der Kreuzenzian ist nämlich die Hauptwirtspflanze für den Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Phengaris rebeli).

Dieser legt ausschließlich am Kreuz-Enzian seine Eier ab und hat auch sonst noch einiges Interessantes zu bieten.

Für alle die sich für Schmetterlinge interessieren gibt es unter diesem Link noch mehr dazu. Kreuzenzian-Ameisenbläuling

Der Kreuzenzian erregt aber nicht nur das Interesse des gleichnamigen Bläulings, sondern als gefährdete Pflanze, auch das der lettischen Post, die ihn auf einer Briefmarke gewürdigt hat.

Die Unterart Marmogentiana cruciata steht noch nicht auf der roten Liste.

Trotzdem ist ihr einziges Exemplar weltweit nur an einem einzigem Ort, dem Schutzraum im Kunstgewölbe zu besichtigen, wo es in Harmonie mit vielen anderen Steinblüten lebt.

 

 

Wer die seltenen Steinblüten im Schutzraum noch sehen will, muss sich jedoch beeilen. Dies ist nur mehr bis zum 3. Juli möglich.

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