1993 arbeitete ich als Assistent des Bildhauers Franz Hämmerle.
Die Arbeit machte mir Spaß, ich hatte sehr viele Freiräume und auch Zeit an meinen eigenen Skulpturen zu arbeiten.
Gleichzeitig war ich mir aber nicht so ganz sicher, ob ich wirklich Künstler werden wollte. Mein Vater hätte zum Beispiel gern gesehen, wenn ich seinen Installateurbetrieb übernommen hätte.
Ich hatte das immer mit der Begründung abgelehnt, dass man Rohre nicht kreativ verlegen könnte (das war bevor ich die ersten Heizung- und Wasserinstallationen in Italien gesehen hatte), hatte aber schon überlegt, ob es für die Zukunft der Menschheit nicht sinnvoller wäre, Solaranlagen zu bauen, statt Steine zu zerkleinern.
Dann aber geschah etwas Erstaunliches.
In den Osterferien lief im Fernsehen ein Spielfilm über das Leben von Michelangelo.
Selbstverständlich kam darin auch die Szene vor, in der Papst Julius II. Michelangelo beauftragt, das Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle zu malen.
Michelangelo hört sich den für ihn unverständlich absurden Wunsch des Pabstes an, und ruft dann völlig indigniert aus: “Aber ich bin Bildhauer!!!”
Ich weiß nicht warum, aber in diesem Moment klickte etwas in meinem Gehirn, irgendein Schalter wurde umgelegt, und auf einmal wusste ich, “Ja, ich bin Bildhauer!”
In diesem Moment war mir das völlig und ohne jeden Zweifel klar.
Das wäre vielleicht nicht so erstaunlich, aber einige Tage später lag im Briefkasten die Einladung zu einem Bildhauersymposium in Italien, für das ich mich in den Jahren davor bereits einige Male vergeblich beworben hatte.
Ein Zufall? Vielleicht.
Vielleicht aber musste das Universum erst einmal wissen, was ich wirklich wollte, um mir dann einen Weg zu ebnen...