Die Verletzlichkeit des Unzerstörbaren, die Arbeiten des Bildhauers Wolfgang Sandt

Wolfgang Sandts Medium ist der Stein: Er begibt sich auf die Suche nach dem innewohnenden Geheimnis des Materials, seinem inneren Licht, seiner verborgenen Sprache.

Wolfgang Sandts Thema ist die „Zerbrechlichkeit“, die Frage nach der beständigen Veränderlichkeit scheinbar unverrückbar feststehender Werte und Gegebenheiten.

Ein Ergebnis dieser Auseinandersetzung sind seine „fragilen Stelen“, lang, schlank, elegant und immer mit fragilen Bereichen haarscharf am Rande des Zerbrechens.

Dazu sagt Wolfgang Sandt: „Der Künstler muss stets bis zum Äußersten gehen“. Er ist fasziniert vom Gegensatz zwischen der Schwere des Materials und der Leichtigkeit der Form: er sucht die Verbindung zwischen Himmel und Erde.

Ein anderer Gegensatz, der in seinem Werk sichtbar wird, ist der zwischen der Festigkeit des Steins und der Ungreifbarkeit des Lichts.

Wolfgang Sandt bearbeitet den harten Stein so fein, dass dieser lichtdurchlässig wird und sich aufzulösen scheint.

 

Er erschafft damit wahre „Lichtsteine“, unabhängig davon, ob diese abstrakt sind, oder von realen Vorbildern inspiriert, wie beispielsweise seine Marmorblüten.

Seine Skulpturen werden von Sammlern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Belgien und Italien gekauft, und sind an öffentlichen Plätzen in Deutschland und Italien aufgestellt.

Auf Anfrage fertigt er Skulpturen auch als Auftragsarbeiten an.

 

 

Lebenslauf Wolfgang Sandt

  • Geboren 1960 in München
  • 1979 - 1981 FOS Gestaltung München
  • 1982 - 1985 Steinmetz- und Steinbildhauerlehre
  • 1985 - 1993 Zusammenarbeit mit verschiedenen Bildhauern, vornehmlich Arbeiten im öffentlichen Raum und im sakralen Bereich
  • 1987 – 2001 Erschaffung und Aufstellung des Mahnmals für das Außenlager Ottobrunn des KZ Dachau
    (Lesenwertes zum Mahnmal und ein Video weiter unten auf dieser Seite)
  • 1993 - 1995 Meisterschule für Steinmetzen und Steinbildhauer München
  • Seit 1995 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, und als Bildhauer freischaffend tätig
  • 1998 Ankauf der Skulptur „Srebrenica“ durch die Gemeinde Haar bei München, zum Gedenken an die Opfer des Bosnienkrieges 1992 - 1995
  • 2006 Beginn des laufenden La Rogaia „Arte Natura“-Projekts zur Wiederbelebung und Erhaltung alter Kultur- und Naturlandschaften in Umbrien, Italien, mit der Schaffung eines Olivenbaum-Skulpturenparks
  • 2023 Auf Einladung der ukrainischen Botschaft in Berlin Teilnahme am ArtArmor Projekt, einem künstlerischen Hilfsprojekt für die Ukraine, mit der Skulptur „Against All Odds“.
  • Nach der Heirat mit Dr. Annette Greifenhagen aus Kaufbeuren, Wohnsitz im und zunehmende Fokussierung des künstlerischen Schwerpunkts aufs Allgäu

Ein wichtiger Teil meiner Biographie. Das Mahnmal für das KZ-Außenlager Ottobrunn

Mahnmal für das KZ-Außenlager Ottobrunn, Ausschnitt, Kopf eines KZ Häftlings

Das Mahnmal für das KZ-Außenlager Ottobrunn war ein wichtiger Teil meines künstlerischen Werdegangs und ist bis heute wohl die meiner Arbeiten, die am meisten bewegt hat.

1982 wurde von einer Gruppe der evangelischen Jugend in Ottobrunn die weitgehend vergessene, beziehungsweise verdrängte Existenz des Außenlagers Ottobrunn wieder ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gerufen.

Damals hatte ich gerade die FOS für Gestaltung abgeschlossen und mit meiner Steinmetz- und Steinbildhauerlehre angefangen. Ich hatte bereits eine Idee für ein Mahnmal, war mir aber der Tatsache bewusst, dass meine Fähigkeiten noch nicht ausreichten, um diese Idee auch umzusetzen.

Mitte der 80ger Jahre war es dann soweit. Ich wusste, wie man Stein bearbeitet, machte einen Entwurf und stellte diesen der evangelischen Jugend und der Gruppe zur Errichtung eines Mahnmals vor, die sich kurz darauf gründete.

Es sollte bis 2001 dauern, bis das Mahnmal schließlich, nach langen Auseinandersetzungen, an einer gut sichtbaren Stelle in der Mitte Ottobrunns aufgestellt wurde.

Auf dieser Seite werde ich nach und nach alle mir zugänglichen Informationen zur Geschichte des Mahnmals veröffentlichen.

 

Hier ein Video, welches ich von dem Mahnmal gemacht habe.

Facharbeiten über das Außenlager des KZ Dachau in Ottobrunn

von Martin Wolf, Birgit Schrötter und Jürgen Bauer

Vorwort

Facharbeiten sollen die Studierfähigkeit eines Abiturienten unter Beweis stellen.

Laut eines Merkblatts des Kultusministeriums muß er dafür bestimmte Recherchetechniken beherrschen, die er in der Kollegstufe des Gymnasiums lernt: Er muß fachbezogene Denkweisen und Arbeitsformen anwenden, sich die nötige Literatur und das Quellenmaterial beschaffen und den Stoff sinnvoll gliedern.

In der Regel stellt der Schüler dabei kein eigenes Material zusammen, sondern referiert, vergleicht und kommentiert die Ergebnisse anderer wissenschaftlicher Arbeiten.


Weit über solche Anforderungen hinaus gehen die drei Facharbeiten, die in diesem Buch zusammengestellt sind. Die Kollegiaten Martin Wolf, Birgit Schrötter und Jürgen Bauer betraten ein geschichtliches Gebiet, zu dem es keine Fachliteratur gibt. Sie analysierten Quellen, Zeugenaussagen, Umfragen und Karten, die ihnen oft erst nach langwieriger Recherche zur Verfügung standen.


Es ist selten, daß Schüler die Geschichte ihrer eigenen Heimat untersuchen wollen. Die drei Kollegiaten des Ottobrunner Abiturjahrgangs 1995 haben nachgeforscht, welche Spuren die Weltgeschichte in ihrem allernächsten Umfeld hinterlassen hat. Sie haben sich dieses Wissen mit viel Engagement und Sachverstand erarbeitet.

Das vorliegende Buch – eine von dem Mitabiturienten Stefan Plöchinger überarbeitete Version – zeigt der Öffentlichkeit, daß die Arbeiten durchaus von allgemeinem Interesse sind.
Elisabeth Plank
Kursleiterin des LK Sozialkunde/Geschichte 1993/95

 

KZ Ottobrunn

“Euch alle, die Ihr Unrecht erlitten habt bitten wir, vergebt” – So steht es auf dem 2 Meter hohen Gedenkstein an der Ottobrunner Schule I an der Friedensstrasse.

Wer diejenigen sind, die Unrecht erlitten, wird leider nicht genauer erläutert – obwohl es eigentlich einen wirklich guten Grund gibt, um ihre Vergebung zu bitten: Das ehemalige KZ-Aussenlager Ottobrunn.

Schon im Jahr 1995 haben sich Schüler des Ottobrunner Gymnasiums im Rahmen ihrer Facharbeiten im Fach Sozialkunde/Geschichte mit der nationalsozialistischen Vergangenheit ihrer Gemeinde beschäftigt und damit genau den Zeitpunkt einer verstärkten Diskussion um ein KZ-Mahnmal getroffen.

Heute, Jahre später ist von einem Mahnmal immer noch nichts zu sehen – Grund genug für Euch!!, der Sache noch einmal auf den Grund zu gehen.

Das KZ-Aussenlager Ottobrunn Der Besuch der Konzentrationslager-Gedenkstätte Dachau ist ein Pflichtpunkt der Schullaufbahn der meisten Schüler aus München und Umgebung. Relativ wenigen Besuchern des Lagers fällt jedoch auf, dass auf der Liste der Aussenlager des Lagers Dachau auch der Name einer kleinen Gemeinde im Südosten von München steht: Ottobrunn.

Mitten im Wald, südöstlich der Rosenheimer Landstraße, ziemlich genau dort, wo sich heute die Wohnhäuser an der Zeisigstrasse befinden, wurde 1944 das Aussenlager eröffnet.

Die durchschnittlich vierhundert Gefangenen wurden als Arbeitskräfte für den Bau einer Testanlage des Reichluftfahrtministeriums eingesetzt, das auf dem heutigen Gelände des Sportparks am Haidgraben lag; es handelte sich beim Ottobrunner Lager also um ein Arbeits- und nicht um ein Vernichtungslager.


Die Häftlinge, die täglich zwischen neun und elf Stunden schwer körperlich arbeiten mussten, waren in einfachen Holzbaracken untergebracht und wurden – für KZ-Verhältnisse – gut versorgt, was auch darauf zurückzuführen ist, daß das Lager ursprünglich als Wohnlager für zivile Arbeiter geplant gewesen war.

Obwohl die Quellenlage lückenhaft ist, kann davon ausgegangen werden, dass die SS-Wachen im Lager, wohl weil es sich um ein ziemlich kleines Aussenlager handelte, relativ menschlich mit den Gefangenen umgingen. Teilweise wird aber auch von Misshandlungen und Gewaltanwendung berichtet und es ist mindestens ein Häftling im KZ Ottobrunn umgekommen.


Lagerstrafen wie “gymnastische Übungen” oder Prügelstrafen wurden schon zu nichtigsten Anlässen verhängt, auch, um den Widerstandswillen der Häftlinge zu brechen.

Das Lager in Ottobrunn wurde – ohne das sein eigentlicher Zweck, die Fertigstellung der Testanlage des Luftfahrtministeriums erreicht worden wäre – am 1. Mai 1945 evakuiert. Die SS-Leute setzten sich auf dem Evakuationsmarsch ab und die Gefangenen wurden nach einigen Tagen vom amerikanischen Militär befreit.

Das Mahnmal Bereits 1988 wurde die “Mahnmahlinitiative Ottobrunn” gegründet, die sich um die Erstellung eines Mahnmals zum KZ-Aussenlager Ottobrunn bemühte.

Obwohl der Riemerlinger Bildhauer Wolfgang Sandt ein steinernes Mahnmal entwarf und es auch fertigstellte, wurde für seine Skulptur kein Aufstellungsplatz gefunden.


Nach einer langanhaltenden öffentlichen Diskussion und ebenso langer politischer Uneinigkeit im Gemeinderat Ottobrunns einigte man sich schliesslich am 22.2.1992 darauf, an dem bereits erwähnten alten Denkmal in der Friedensstrasse eine zusätzliche Informationstafel zum Konzentrationslager anzubringen.

Der gravierte Text sollte vom Kulturausschuß erarbeitet werden.

Warum bis heute, fast 9 Jahre nach dem Gemeinderatsbeschluss, noch keine Tafel angebracht wurde ist unklar. Unser Ansprechpartner bei der Gemeinde meinte lediglich, daß man hier keine böse Absicht vermuten solle, sondern daß man sich wohl auf keinen geeigneten Text einigen konnte.

Selbst wenn man den Verantwortlichen keine böse Absicht unterstellt – ein Armutszeugnis ist dieser Mangel an Vergangenheitsaufarbeitung allemal.


Weitere Informationen zum Thema: 1996 erschien das Buch “Vergessen? Verdrängt? Verarbeitet?” Hrsg. Stefan Plöchinger, das in der Ottobrunner Gemeindebücherei einzusehen sein sollte. Es enthält 2 Facharbeiten zur Vergangenheit Ottobrunns in der Nazizeit und zur Mahnmal-Diskussion.

Andreas Blüml

Kunst der...? Einige Gedanken zu meiner Kunst

Kunst der...? Meine Kunst, was ist das eigentlich? Wo gehört sie hin?...

 

Tochter des Nordens (Ausschnitt), Wolfgang Sandt, Marmorskulptur, 2010
Tochter des Nordens (Ausschnitt), Wolfgang Sandt, Marmorskulptur, 2010

Kunst der Gegenwart? Natürlich, ich lebe ja hier und jetzt.

Aber - meine Kunst, die Kunst der Steinbildhauerei, die Schaffung physisch greifbarer Objekte, hat das noch etwas mit der Kunst der Gegenwart zu tun?

 

Mit Kunst, der die Idee, der konzeptuelle Ansatz, viel wichtiger ist als einen Kunstgegenstand, na meinetwegen, zu produzieren.

 

 

Domani - Morgen, Wolfgang Sandt, Marmorskulptur, 2010
Domani - Morgen, Wolfgang Sandt, Marmorskulptur, 2010

Also ist meine Kunst doch so etwas wie "Kunst der Antike"?

 

Immerhin, es macht mir Spaß, menschliche Figuren aus Stein zu meißeln, inspiriert beispielsweise von der Kunst der alten Ägypter, der Kunst der griechischen Archaik oder Klassik. Der hellenistischen Kunst, der Kunst der Etrusker und Römer...

 

 

 

 

 

 

 

Kunst der Gegenwart, jahrtausendealte Kunsttradition modern umgesetzt.   Wolfgang Sandt beim Bildhauersymposium "Remake"
Kunst der Gegenwart, jahrtausendealte Kunsttradition modern umgesetzt. Wolfgang Sandt beim Bildhauersymposium "Remake"

Aber beschreibt das wirklich mein künstlerisches Schaffen?

 

Klar, es ist etwas Besonderes, mit seit Jahrhunderten fast unverändert gebliebenen Werkzeugen und Bearbeitungsmethoden eine Form aus dem Stein zu holen. Aber das, was ich mache, ist mehr.

 

 

 

 

 

To Axion Esti, Marmorskulptur von Wolfgang Sandt
To Axion Esti, Marmorskulptur von Wolfgang Sandt

Die Schaffung meiner transluzenten Skulpturen beispielsweise, basiert auf der Nutzung moderner Maschinen, ist ohne sie nicht denkbar.

 

Ich benutze die Maschinen nicht, wie viele andere, um die selben Dinge, die traditionell mit Hammer und Meisel hergestellt wurden schlichtweg schneller zu fertigen (Gut, manchmal tue ich das auch), sondern versuche mit den Möglichkeiten, die mir Maschinen geben, eine neue Formensprache zu entwickeln.

 

 

 

 

 

Lebenslinien, Wolfgang Sandt, Marmorskulptur
Lebenslinien, Wolfgang Sandt, Marmorskulptur

Eine Formensprache, bei der man den Einsatz der Maschinen deutlich sehen kann, die aber trotzdem nicht den Eindruck erweckt maschinell zu sein. Keine maschinelle, genormte Serienfertigung, sondern, wenn man so will, eine poetisch - anarchische Suche nach einer Form, einer Idee, die in einem Stück Stein verborgen ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hermes, Wolfgang Sandt, Marmorskulptur
Hermes, Wolfgang Sandt, Marmor

Die Kunst der Steinbildhauerei also.

 

Sicher, klar, stimmt.

 

Aber da landen wir wieder in der Traditionsfalle (Wie weiter oben bereits beschrieben, eine Falle in die ich, ab und zu, mit größter Freude tappe.)

 

 

 

 

 

 

 

Archaische Stele, Wolfgang Sandt, Granit
Archaische Stele, Wolfgang Sandt, Granit

Die Kunst der Steinbildhauerei ist uralt, gehört zu den ältesten Künsten der Menschheitsgeschichte bereits seit der Steinzeit.

Eine lange spannende Tradition, die mir immer wieder neue Anregungen für mein künstlerisches Schaffen gibt.

 

Aber als Kunst der Steinzeit kann man meine Arbeiten, von Ausnahmen abgesehen, nicht wirklich bezeichnen :-)

 

 

 

 

 

 

 

Fragile Stele IV, Wolfgang Sandt, Norit
Fragile Stele IV, Wolfgang Sandt, Norit

Kunst der Moderne vielleicht?

 

Ach nein, die ist ja schon vorüber. Von der Kunst der klassischen Moderne gar nicht zu reden. Da hab ich keine Chance mehr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kunst der Skulptur, Kunst der Bildhauerei? Sicher, auch das ist richtig, ohne Zweifel.

 

Klingt aber irgendwie holprig, oder? Ein wenig eleganter wär schon nicht schlecht...

 

Vielleicht können ja Sie mir weiterhelfen.

 

Was meinen Sie, dass passen könnte hinter "Kunst der..."